Unterscheidungsmerkmale Phellinus igniarius und Ganoderma

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 5.014 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo zusammen,....
    Ich habe gestern in ca. 55cm Stammhöhe einen Pilzfruchtkörper an einer Weide entdeckt, der jahreszeitbedingt nicht gerade gut zu bestimmen ist.


    Aufgrund der dunklen Trama und des rel. wulstigen Zuwachsrandes (div. andere Merkmale mit einbezogen...)
    kommen für mich 2 Kandidaten in Frage.


    -Phellinus igniarius (Echter Feuerschwamm).
    -Ganoderma adspersum (Wulstiger Lackporling).



    Die Unterscheidung zw. Fomes fomentarius und Phellinus igniarius fällt ja rel. leicht,da der Echte Zunderschwamm
    sich nach beträufeln mit Kalilauge ,violet verfärbt (Fomentariol reagiert mit d. Lauge).


    Welche Möglichkeiten gibt es jedoch den Echten Feuerschwamm vom Wulstigen Lackporling zu unterscheiden
    wenn beide nicht in "Bilderbuchform" (Feuerschwamm: Oberseite gräulich-schwarz;Wulstiger Lackporling eher bräunlich etc.) vorliegen?


    Poren andersartig geformt?
    Wie sieht es mit den Sporen aus?




    Gruss Frank


    :/

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    Bilder hast du von dem nicht oder? Zumindest spricht für P. ignarius das Substrat Salix. Ich weiß gar nicht, ob G. adspersum an Weide vorkommen darf.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Die schwierige Frage zur Trennung von Phellinus trivialis und Phellinus igniarius lasse ich jetzt mal aus. Die Unterscheidung von Ganoderma applanatum und Ganoderma adspersum hatten wir neulich schon diskutiert.


    Also mache ich's mal ganz allgemein zur Unterscheidung der Gattungen Phellinus und Ganoderma:
    makroskopisch sind die Poren bei Ganoderma bei jungen, frischen Fruchtkörpern ziemlich hell, weiß bis cremefarben.
    Bei frischen Phellinus dagegen immer dunkler: bräunlich oder graubraun, selten silbrig - grau. Etwas Weißes habe ich da noch nie gesehen.
    Die Trama von Phellinus sollte mit KOH (idealerweise 20%ige Lösung) schwarzbraun werden, bei Ganoderma sollte nicht viel passieren.
    Einen weiteren morphologischen Punkt hast du schon angedeutet: Die Zuwachskanten sind bei Ganoderma in der Regel weiß, bei Phellinus grau oder braun.
    Mikroskopisch kann man natürlich auch einiges machen: Ganoderma hat eine trimitische Trama, also Skeletthyphen (dickwandig), generative Hyphen und Bindehyphen. Phellinus sollte nur dimitisch sein, also ohne Bindehyphen. An den Septen der genereativen und der Bindehyphen sowie im Hymenium sollten bei Ganoderma Schnallen vorhanden sein, bei Phellinus nicht.
    Bei den meisten Phellinus - Arten findet man irgendwo Setae, das sind dickwandige, stark pigmentierte Hyphen, die im Mikroskop wie Stacheln aussehen. Sowas hat Ganoderma nie.
    Die Sporen bei Ganoderma sind zudem meist fein warzig, bei Phellinus glatt.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,...das der PFK von Phellinus auf KOH reagiert, wusste ich nicht.
    Vielen Dank.


    Der Sitz des PFK ist eher typisch für adspersum doch entdeckte ich eine Trennschicht die auf applanatum
    hinweist.
    Folgendes kam damals von dir ,Pablo :
    Wenn du aber Fruchtkörper von G. applanatum mit mehreren Röhrenschichten hast, dann fehlt das Hutfleisch manchmal ganz, zwischen den Röhrenschichten befindet sich eine weißlich durchfaserte Trennschicht. Das gibt es bei G. adspersum wohl nicht.


    Ps:
    Werde heute Nachmittag ein Paar Bilder hochladen!


    Mann...
    wieso hält sich die Natur nicht einfach an Buchvorlagen...
    😈☺☺

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Frank,


    ja Pilze lesen keine Bücher. :D


    l.g.
    Stefan


  • Ps: Ist Phellinus trivialis nicht ein Synonym für Phellinus igniarius?
    ICH BIN VERWIRRT!!
    😕😕



    Hallo Fraxineus!



    Als "kleiner" Einstieg in genau diese Thematik folgender Link:



    [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,605.msg14960.html#msg14960]http://forum.pilze-bayern.de/i…05.msg14960.html#msg14960[/url]



    Dort kommt man u. a. auch auf Meinungen zum Thema von Herrn Dr. Herrmann Jahn zu sprechen, der vom Thema "Pilze an Bäumen" natürlich nicht wegzudenken ist.


    Ich persönlich ziehe zu solchen Themen auch immer die Westfälischen Pilzbriefe heran. Darin wirst Du zum Thema auch noch einiges finden.



    Gruß,



    Fredy

    Pilzliebe geht durch das Objektiv und nicht durch den Magen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Ja, das würde ich als weißliche Trennschicht zwischen mehreren Röhrenschichten gelten lassen.
    Hatte ich oben nicht erwähnt, weil es hier irrelevant ist: Auch Phellinus bildet ja mehrjährige Fruchtkörper, bei denen dann die Röhren geschichtet sein können.


    Und ein Phellinus ist das hier mit Sicherheit, bei dem Substrat (Weide) und dem dicken, wulstigen rand sowie der Struktur der Hutoberfläche dürfte auch klar sein, welcher (wenn man denn trennen will). Fredy hat ja oben dazu einen guten Link angegeben, da steht im grunde alles Wesentliche drin.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo, ...
    So sicher bin ob ich mir nicht mehr denn die Reaktion auf Kalilauge blieb definitiv aus.
    KEINERLEI VERFÄRBUNG, was ja wiederum für den Lackporling spricht.
    Wulstige Zuwachsränder sehe ich im Übrigen regelmäßig bei Ganoderma. ..



    Gruss Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Wulstige Zuwachsränder gibt es ja nun bei beiden Gattungen.
    Wichtig ist da die Färbung.
    Das mit der Laugenreaktion ist allerdings sonderbar. Wie hast du das denn durchgeführt? An Hutkruste, Trama, Röhren? Mit 20%iger Lösung?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo ,...
    ich verwendete eine 25% ige Kalilauge ; aufgetragen auf Trama + Hutoberseite.
    Wie gesagt: Keine Reaktion.


    Apropos Hutoberseite : Für Phellinus ist mir die Färbung nicht dunkel genug.


    Ps:
    Ganoderma an Weide habe ich auch noch nicht gefunden...


    Gruss Frank.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd!


    Im grunde ein sehr guter Vorschlag.
    Man könnte zB Phellinus igniarius (s.l., also inclusive "Phellinus trivialis") mal als Portrait vorstellen und dabei dann auf die Diskussion zur Arttrennung eingehen und Quellen zusammentragen.
    Das würde mir sehr gut gefallen.


    Wegen der neuen Bedienung, insbesondere den Zitaten:

    Zitat


    Man kann da oben über dem Textfenster in der Leiste mit textwerkzeugen mal auf den Button ganz rechts klicken. Sieht aus wie ein zettel und nennt sich "Quelltext anzeigen".
    Da mal draufklicken, und ihr habt die selbe Optik wie vor dem Update mit sichtbaren Codes.
    Dann kann man auch problemlos um die Zutate drumrumschreiben.


    Das hatte ich eben woanders schon geschrieben.
    Ich habe auch lieber die HTML - Codes angezeigt, da sehe ich irgendwie besser was ich schreibe als wenn sich alles gleich verändert.


    [hr]



    Hallo, Frank!


    Nach den Bildern ist die Hutoberfläche farblich völlig in Ordnung für einen Phellinus.
    Aber du kannst gerne mal noch Bilder bei Tageslicht machen, dann sind die Farben wesentlich besser zu beurteilen. Ich gehe aber mal davon aus, daß die Kacheln weiß sind, was dann so ein paar Rückschlüsse zulässt.
    Was da mit der Laugenreaktion schiefgegangen ist, kann ich so leider nicht sagen.
    ich habe eben mal den Phellinus alni (Obstbaum - feuerschwamm), der bei mir rumliegt mit KOH20% aus dem Mykoshop bepinselt.
    Wird alles schwarz: Trama und Röhren / Poren sowie Zuwachsrand. Hutkruste auch, aber da dauerts etwas und ist etwas schwächer.



    LG, pablo.


  • Hallo Fredy,....muss mich bei dir für den Link bedanken; bei Euch lerne ich wesentlich mehr als aus jedem Pilzbuch.
    Gruss Frank.



    dem kann ich mich nur anschließen!!!

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Und rissig ist sie auch, die Hutkruste. :)
    Also Phellinus, ohne Zweifel. Du kannst den gerne Phellinus trivialis nennen, ich halte das nach wie vor lediglich für ein Synonym bzw. eine Wuchsform von Phellinus igniarius.
    Ob es so im Sinne der Konzepte von Jahn oder Eriksson passt, sei mal dahingestellt. In dem Alter müsste zu "var. trivialis" eigentlich ein recht scharfer, dünner Hutrand gehören. Aber wie gesagt: ich halte die morphologischen Übergänge da für so fließend, daß in vielen Fällen eine Zuordnung zu einer der beiden Formen gar nicht möglich ist.



    LG, Pablo.