Hallo ihr lieben,
sicherlich habt ihr euch gefragt, warum ich mich in letzter Zeit hier im Forum so selten gezeigt habe. Das hatte einen Grund:
Die große DGfM-Tagung in Bernried am Starnberger See. Es galt im Vorfeld einiges zu planen; insbesondere auch welche Pilzliteratur ich mitnehmen sollte. So eine Tagung ist ein halber Umzug, denn die Teilnehmer nehmen da meist den halben Hausstand mit (Mikroskop, Stereolupe, Literatur, normale Klamotten und Exkursionskleidung...)
Eigentlich scheue ich ja so eine große Tagung (130 Teilnehmer). Andererseits gab es einige verdammt gute Gründe da doch hinzufahren.
1. Ditte und Bernd Oertel (und ihren Vortrag+Workshop über Inocyben)
2. Björn Wergen (und seinen Vortrag + Workshop über Ascos)
3. Jule (und ihren Workshop über Phytos)
4. Das Wiedersehen mit einigen Leuten aus meinen bisher belegten Fachberaterkursen (sowohl auf Teilnehmerseite, wie auch auf Dozentenseite)
5. Die Leute aus dem DGfM-Vorstand, die ich schon kannte; nämlich die beiden Vizepräsidenten. Der Präsident wurde schon in Punkt 4 berücksichtigt.
Als ich dann die Teilnehmerliste las, habe ich mich noch mehr gefreut. Es waren einige bekannte und spannende Leute darunter: Karin Pätzold, Erhard Ludwig, Josef Christan, Tomentella-Frank, Peter W, akccm, die anderen Mitglieder des DGfM-Vorstandes, Jürgen-M, lamproderma, ihren Lebensgefährten und viele andere Koryphäen, ääh Koniferen; also Experten halt. (Der Witz wurde von Peter Karrasch reaktiviert).
Ich hab mich sehr gefreut; endlich mal Ditte, die inzwischen mir eine sehr liebe Mentorin für Risspilze geworden ist, persönlich kennenlernen zu dürfen. Bisher hatten wir "nur" Mailkontakt. Auf das Wiedersehen mit Björn habe ich mich auch sehr gefreut. Hab ihn ja auch schon lange nicht mehr gesehen.
Der Tagungsort war gut gewählt. In der Abgeschiedenheit eines als Tagungsstätte umfunktionierten Nonnenklosters konnten wir uns voll und ganz auf die Pilze konzentrieren. Auch war der Starnberger See mit einem kleinen Badestrand nicht weit weg.
Wir hatten auch Bedenken. Was sollten wir machen, wenn wir den SATANsröhrling finden; oder Phallus impudicus, den unzüchtigen Penis=Stinkmorchel (wohlgemerkt in einem Nonnenkloster). Wären wir dann noch im Kloster willkommen?
Ein Nachteil hatte das alles allerdings. Sobald Nachts die Fenster geöffnet wurden, kamen Mücken in die Zimmer. Viele der Teilnehmer fanden keinen Schlaf. Es war also nicht nur eine Mykologische Tagung, sondern auch eine "mückologische" Nachtung=Mückenjagd sozusagen. Es wurde teilweise mehr über Mücken gesprochen, als über Pilze, so dass wir allesamt seitdem auch noch Mückologen sind. Eine Namensänderung werde ich btw beantragen. Deutsche Gesellschaft für Mykologie und Mückologie; DGfMM. Björn hat mal Buch geführt. Er kommt auf 300 erschlagene Mücken während der gesamten Tagung; ich auf ungefähr 20.
Auch hatte ich Glück mit den Mikroskopierräumen. Wir hatten da so eine tolle "WG" gebildet bestehend aus Björn Wergen, Karin Pätzold, Karl (nicht im Forum aktiv), Tomentella-Frank, Ditte, Josef Christan, Dr. Bernd Oertel und Inge aus Garmisch (ich vermeide die Nennung der Klarnamen, soweit als möglich). Zumindest haben wir stellenweise sehr viel gelacht und "geblödelt".
Genug der überlangen Vorrede kommen wir zu den ersten Funden/Exkursionsberichten.
Schon am Tag der Anreise entdeckte ich bei einem Gespräch mit Ulla und ihrem Lebensgefährten eine interessante Amanita. Nach überwiegender mykologischer Fachmeinung wurde diese dann als A. strobiliformis bestimmt; natürlich unter Linde, wie sich das so gehört. Einige meinten, dass es sich bei dem Fund auch um A. echinocephala handeln könnte, diese waren aber in der Minderheit.
Weiterhin fand ich unter einer Eibe folgendes Pilzchen mit Mehlgeruch und schwärzenden Lamellen nach Verletzung. Mit etwas Unterstützung von Björn haben wir den als Lyophyllum armariusculum (Bitterlicher Schwärzling) bestimmen konnten. Der Name passt, denn der schmeckt wirklich bitterlich. Eine Bemerkung möchte ich an der Stelle auch noch machen. Bei vielen Funden werde ich keine deutschen Namen verwenden, zum einen, weil es für die Pilze teilweise keine gibt, zum anderen, weil ich es etwas unsinnig finde, deutsche Namen zu zu jedem Pilz nun unbedingt erfinden zu müssen, wie es teilweise in PDS gemacht wurde.
Nun zu den Exkursionsberichten:
1. Tag 10.09.2016 ich habe mich für die Exkursion zu den Osterseen entschieden. Ich habe mich dort einer kleinen Gruppe von Pilzfreunden aus München angeschlossen, weil diese Erfahrung mit Kalkpilzen haben. Es begann mäßig.
Lepiota aspera
Endlich mal eine Inocybe; diesmal Inocybe flocculosa ein ultimatives Chamäleon, wie sich noch herausstellen wird.
Es wird besser; Phellodon tomentosum; Pers. Erstfund.
Eine Tollkirsche konnte ich zum ersten Mal in meinem Lben auch bewundern. In Sachsen ist die sehr selten.
Auch ein schöner Fund Albatrellus subrubescens agg; (was aus dem Verwandtschaftkreis des Schafporlings) aus der Gattung habe ich bisher nur den Ziegenfußporling gezeigt bekommen. Laut einer Schweizer Pilzfreundin sollen sich da noch andere Arten darin verstecken, so dass ich da oben ein "agg" hingeschrieben habe.
Dann mal wieder eine spannende Inocybe; allerdings nur für mich; nicht für Ditte. Ein Pilz, der mir die nächsten Tage auch weiterhin öfters vor die Füße fallen sollte. Inocybe fraudans, der Birnenrisspilz. Warum der nun so heißt erschließt sich mir nicht so ganz. Der Geruch ist schon süßlich mit einer leichten unangenehmen, stechenden gasartigen Beinote. Mit dem Geruch nach Birnen hat der nix zu tun. Immerhin ist der sehr markant. Einmal den Geruch in der Nase und man erkennt ihn auch noch nach 10 Jahren. Neben dem Geruch rötet er auch schell nach Verletzung. Durch diese beiden Merkmale kann man ihn sehr gut makroskopisch ansprechen. Übrigens einen sehr ähnlichen Geruch; allerdings ohne rötende Trama hat Inocybe corydalina.
Totentrompeten gabs später massig
Ebenso Krause Kraterellen und Graue Leistlinge; leider nicht fotografiert.
Helvella elastica = Elastische Lorchel auch noch nie gesehnen
Hier bin ich mir nicht sicher. Björn hat den erstmal als Lactarius violascens=Gezonter Violettmilchling angsprochen. Ob sich die spontane Bestimmung so passte, weiß ich nicht. Auf jeden Fall gehört der in die Gruppe der Violettmilchlinge. Es wurden in den darauf folgenden Tagen noch einige Funde aus der Artengruppe gemacht.
Nach der Rückkehr in die Tagungsräume gings ja noch spannend weiter.
Amanita virosa=Kegelhütiger Knollenblätterpilz auch noch nie gesehen
Mit der folgenden Traumkollektion von Grünen Knollis gefunden von Björn möchte ich den ersten Teil des Tagungsberichtes abschließen. Fortsetzung folgt. Ihr könnte euch schon mal auf weitere sehr spannende und schöne Pilze freuen. Ich hoffe der erste Teil hat euch gefallen.
l.g.
Stefan