Hallo nochmal,
wie bereits in diesem Beitrag versprochen folgt nun Teil 2 meines herbstlichen Urlaubsrückblickes.
Also, wer Lust auf Mittelmeer hat, möge sich jetzt zurücklehnen und gemeinsam mit mir ein paar schöne Tage verbringen. Und Pilze gibt es zum Schluss auch noch.
Das Ziel unserer zweiten Urlaubswoche Anfang Oktober hieß Sestri Levante an der ligurischen Küste.
Entdeckt hatten wir dieses schöne Fleckchen Erde während der Pilz-, Wander- und Genusswoche vor zwei Jahren.
Aus quartiertechnischen Gründen gingen wir allerdings nicht in Sestri, sondern in der benachbarten Bucht von Riva Trigoso nieder.
Der östliche Teil der Bucht ist geprägt von einer Niederlassung der Fincantieri-Werft, dem größten Schiffbauunternehmen Europas.
Das sieht jetzt nicht unbedingt schön aus, hatte aber den Vorteil, dass wir im Umfeld sehr gut und preiswert essen konnten.
So konnte ich endlich mal wieder "meine" geliebten Spaghetti Vongole genießen! :yumyum:
Die gab es in der Trattoria Dilly, unmittelbar am Werfteingang, in umwerfender Qualität bereits für 10 Euronen.
Der Weg von unserem Appartement zur Bucht führte entlang des kleinen Flüßchens Petronio, wo ich mich an den vielen Wasservögeln erfreute.
So hatte z.B. dieser Graureiher hier sein festes Jagdrevier, in dem wir ihn täglich entdecken konnten.
Auch einige Teichrallen gehörten dort zu den Stammgästen.
Sie zu fotografieren war eine echte Herausforderung, denn kaum hatte ich sie mit der Kamera anvisiert, versuchten sie sich im dichten Uferbewuchs zu verstecken.
Badende Dohle.
Hier hatte es sich wohl ein Weibchen der Brautente gemütlich gemacht. Leider war der bunt gefärbte Herr Gemahl nicht zu entdecken.
Um zu Fuß nach Sestri zu gelangen, gab es die Möglichkeit, den wunderschönen Küstenweg zu wählen oder den deutlich kürzeren durch die Stadt.
Wir bevorzugten den Küstenweg mit seinen schönen Aussichten. Wir hatten schließlich Urlaub und alle Zeit der Welt!
Atemberaubender Blick auf Sestri, im Vordergrund rechts die Baia del Silenzio, die Bucht der Stille.
Hier eine Runde zu schwimmen, ist einfach ein MUSS!
Inspiriert von einer Reisegruppe musste ich doch auch einmal probieren, wie "Selfie" geht!
Das klappte sogar ohne Selfie-Stange und Ei-Phone, einfach mit meiner kleinen Olympus und ausgestreckten Armen!
Ok, sieht noch ein wenig verkrampft aus, aber ich arbeite daran!
Nur wenige Kilometer nordwestlich von Sestri befindet sich der kleine Ort Zoagli, dem wir ebenfalls einen Besuch abstatteten.
Hier fährt die Eisenbahn praktisch über Markt und Strand!
Da schlug des Brauers Herz natürlich doppelt schnell. Ein regionales Kastanienbier. Leicht säuerlich, aber ungeheuer lecker! :yumyum:
Beeindruckend ist die hunderte Meter lange Klippenpromenade, von der aus man mehrere Badestellen erreichen kann.
Im Hintergrund übrigens Rapallo, wo 1922 der gleichnamige Vertrag zwischen Deutschem Reich und dem ehemaligen Russland geschlossen wurde.
Mittelmeermöwe.
Geotropismus ist ein Fremdwort an der steilen Felsenküste.
Wenn man schon mal in der Gegend ist, sollte man sich unbedingt die Cinque Terre, fünf bunte, malerisch auf der Steilküste thronende Städtchen ansehen.
Am besten besucht man sie mit der Eisenbahn.
Schon die Fahrt ist spektakulär, größtenteils verläuft sie in Tunneln, nur selten kann man einen Blick auf das Meer oder eines der Städtchen erhaschen.
Die Orte sind durch einen einzigartigen Wanderweg miteinander verbunden. Gegen einen geringen Obolus darf man den benutzen.
Leider ist der wohl schönste Abschnitt zwischen Corniglia und Riomaggiore zurzeit wegen Baumaßnahmen gesperrt.
So fuhren wir also nach Corniglia und liefen entlang der Küste zurück nach Monterosso al Mare.
Das war natürlich auch ein Erlebnis, wovon folgende Bilder künden.
Vernazza.
Monterosso.
Hier genossen wir noch ein erfrischendes Bad,
bevor es mit der Bahn wieder zurück nach Riva ging. Der Bahnhof befand sich übrigens größtenteils im Tunnel! Total verrückt!
Ein weiterer Ausflug führte uns ins "nur" 8 km entfernte Moneglia.
Die Tour war bei strahlendem Sonnenschein und unbeschatteten Wegen extrem grenzwertig.
Über steile Pfade ging es ca. 400 m bergauf und genau soviel bergab.
Für die 8 km brauchten wir gut 4,5 Stunden!
Auf halber Strecke, im Valle Grande (Großes Tal) hätte ich fast aufgegeben, als vor der einzigen Einkehr das Schildchen "Chiuso" (Geschlossen) hing!
Spontan habe ich das Tal in Valle Morte (Tal des Todes) umgetauft.
Wenigstens gab es mit dem Tamarisken-Feuerschwamm (Inonotus tamericis) endlich den ersten Pilz der Urlaubswoche!
Und dann gab es noch diverse kleine Drachen.
Ich habe es aufgegeben, die mediterranen Eidechsenarten zu bestimmen. Dafür gibt es einfach zuviele in der Region.
Nahezu unsichtbar.
Die Blauflügelige Ödlandschrecke. Wenn ich sie nicht hätte fliegen sehen, hätte ich sie nicht entdeckt. Unglaublich, wie sie die Farben der Natur nachahmt.
Erdbeerbäume säumten unseren Weg.
Begleitet von dem bizarr gefärbten Erdbeerbaum-Falter (Charaxes jasius), dem größten europäischen Tagfalter..
Nach einer anstrengenden, aber erlebnisreichen Tour erreichten wir schließlich den Bahnhof von Moneglia.
Schnell ein großes, gut gekühltes Bier geordert. Übrigens, all die leckeren Naschereien auf dem Tisch gab es gratis zur Bestellung dazu!
Ein weiterer Höhepunkt war ein Besuch bei den Karaschs in den nahen Bergen. Wie vor zwei Jahren war ich wieder begeistert vom Blick von der Stora-Brücke
hinauf zum "Blauen Haus", la Casa Blu. Annemarie überraschte uns zu Kaffee und Tee mit einem leckeren selbstgebackenen Kuchen. :yumyum:
Und Trüffelhund Snoopy bekam sich vor lauter Freude gar nicht ein. Ich glaube, der hat uns tatsächlich wiedererkannt!
Aufgrund der vorangegangenen Trockenheit sah es auch in den Bergen mit Pilzen eher schlecht aus. Am größten waren die Chancen wohl noch im Bachtal.
Da hinab ging es schließlich mit Peter, der uns zielgerichtet zu einigen Stellen führte, wo am ehesten Pilze zu vermuten waren. Und wir wurden nicht enttäuscht.
Da war u.a. diese Gruppe großer Röhrlinge, die ich im ersten Moment nicht erkannte, da ich die Art bisher noch nie gefunden hatte.
Bei näherem Hinschauen verrieten sie uns ihre Namen: Glattstieliger Hexenröhrling (Suillellus queletii).
Unweit davon entdeckten wir diese Gruppe Riesenrötlinge (Entoloma sinuatum), deren Hüte bereits vom rosa Sporenstaub überzogen waren.
Auch der Dunkle Ölbaumtrichterling (Omphalotus olearius) war mit einigen Büscheln am Start.
Das Beste habe ich bis zum Schluss aufgespart! Peter zeigte uns eine Stelle, wo mehrere junge Kaiserlinge (Amanita caesaria) wuchsen.
Leider waren die meisten von einem rosa "Schimmel", Mycogone rosea, befallen.
Dieser eine, gut hühnereigroße war jedoch noch völlig intakt!
Doch ist das wirklich der Pilz der Kaiser? Nichts zu sehen von der prächtigen orangen Farbe, höchstens ein klitzekleines Fleckchen.
Nachdem ich die "Ernteerlaubnis" bekommen hatte, waren schnell alle etwaigen Zweifel beseitigt!
Voller Ehrfurcht standen wir vor dem kleinen Kerl! Was für ein Erlebnis! Für uns war es der I-Punkt einer schönen und erlebnisreichen Urlaubswoche!
Am Abend noch etwas Olivenöl von den Nachbarn geborgt, Salz und Pfeffer hatten wir dabei, und fertig war das kleine aber feine kaiserliche Carpaccio.
Den kleinen Bericht möchte ich mit einem abendlichen Blick auf die Petronio-Mündung in Riva beschließen.
Mir hat es großen Spaß gemacht, die Urlaubswoche noch einmal aufzuarbeiten. Ich hoffe, dass ich etwas davon an Euch weitergeben konnte.
Liebe Grüße vom Nobi